Das Schaf ist seit dem Altertum Wegbegleiter und Hausgenosse des Menschen. Wolle zählt zu den ältesten textil genutzten Fasern. Als Schurwolle bezeichnet man die Wolle, die vom lebenden Tier stammt, also durch die Schafschur gewonnen wird. Sie darf auch keiner faserschädigenden Verarbeitung ausgesetzt werden (im Gegensatz zu Reisswolle).
Das Textilkennzeichnungsgesetz definiert Schurwolle als Fasern vom Fell des Schafes oder feine Tierhaare, die noch nicht in einem Fertigerzeugnis enthalten waren und keinem anderen als dem zur Herstellung des Erzeugnisses erforderlichen Spinn- oder Filzprozess unterlegen haben.
Man unterscheidet Lammwolle (erste Schur nach 6 Monaten), Jährlingswolle (Schur nach 12 Monaten) und Einschurwolle (Schur erfolgt einmal im Jahr).
Das Merinoschaf ist eine Feinwoll-Schafrasse, die ursprünglich wohl aus Nordafrika stammt. Im Hochmittelalter gelangten Merinoschafe nach Spanien und erlangten wegen ihrer begehrten Wolle große wirtschaftliche Bedeutung. Bis ins 18. Jahrhundert hinein verhinderte in Kastilien ein Verband der Schafzüchter die Weiterverbreitung der Rasse. Die Ausfuhr der Merinos wurde damals durch das spanische Königshaus bei Todesstrafe untersagt. Im 19. Jahrhundert begann die Haltung der Merinoschafe in anderen Ländern; heute ist Australien der Hauptlieferant für Merinowolle.
Merinoschurwolle zeichnet sich durch ihre Feinheit und hohe Kräuselung aus – beides Eigenschaften, die eine wirklich gute Decke braucht. Je feiner das Haar und je stärker die Kräuselung, um so höher ist die Aufnahmefähigkeit für Feuchtigkeit und um so besser ist der Isolationswert. Das Resultat ist eine optimale Klimaregulation. Merinoschurwolle ist die hochwertigste und feinste Schafwolle.
Haare bestehen aus vielen verschiedenen Proteinen. Interessant sind dabei die Keratine. Sie sind für die hohe Elastizität und Festigkeit verantwortlich.
Die Wolle hat eine sogenannte natürliche Thermoregulations Eigenschaft. Wolle kann im Faserinneren Wasserdampf aufnehmen, die Oberfläche stößt Wasser jedoch ab. Sie kann bis zu 33 % ihres Trockengewichtes an Wasser aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen und sie leitet Feuchtigkeit wesentlich schneller ab als z. B. Baumwolle.
Da Wollwaren (bezogen auf ihr Gesamtvolumen) aus bis zu 85 % Luft bestehen, sind sie gute Wärmeisolatoren: die Körperwärme entweicht nur wenig. Sie "wärmt", obwohl Wolle von sich aus hauptsächlich nur die Wärmestrahlung des Körpers reflektiert. Sie nimmt Schmutz schlecht an, knittert kaum, da die Faser sehr elastisch ist. Wolle ist sehr farbbeständig und schwer entflammbar. Sie brennt nicht, sondern verkohlt nur.
Schurwolle hat wegen ihrer schuppenartigen Oberflächenstruktur die Fähigkeit zur Selbstreinigung. Durch Bewegung reibt sich der Schmutz aus der Faser. Die Fähigkeit der Flüssigkeitsbindung verhindert elektrostatische Aufladung; dadurch dringt Schmutz nicht tief ein, ist leicht entfernbar.
Schurwolle sollte, wenn nötig, immer von Hand gewaschen werden. Aufgenommene Gerüche (z.B. Schweiß) werden wieder abgesondert, und die Wolle riecht nach kurzem Auslüften wieder neutral und frisch.